Am 19. Juni 1999 unterzeichneten Bildungsminister aus 29 europäischen Nationen in der Aula Magna der Universität Bologna die sogenannte Bologna-Erklärung, die den gleichnamigen Prozess einleitete. Ziel der Erklärung war eine Hochschulreform, durch die ein einheitlicher Europäischer Hochschulraum geschaffen werden sollte. Ein Schritt dabei war, die Hochschulabschlüsse international vergleichbar zu machen, wobei ein zweistufiges System eingeführt wurde, undergraduate und graduate Studiengänge. Sie werden seither in Deutschland und Österreich als Bachelor- und Masterstudien geführt.
Auch ein Leistungspunktesystem wurde beschlossen, das European Credit Transfer System, ECTS. Neben den genannten wesentlichen Änderungen, wurden noch weitere Ziele gesetzt, die umgesetzt werden sollten, wie etwa die Vernetzung des europäischen Hochschulraums mit dem europäischen Forschungsraum. Begründet wurden die Änderungen, die in Bologna beschlossen wurden, mit der Stellung der Hochschulbildung Europas in der Welt: „We need to ensure that the European higher education system acquires a world-wide degree of attraction equal to our extraordinary cultural and scientific traditions.“
Dass die Folgen der Bologna-Erklärung zunächst für Verwirrung unter den Studierenden wie in den Bildungseinrichtungen sorgten, ist verständlich. In Österreich war bis dato allgemein bekannt, dass Diplomstudien mit dem akademischen Grad Magister oder Diplomingenieur abschlossen und der Titel Doktor im Anschluss durch das Doktorat und eine Doktorarbeit erworben werden konnte.
Der MBA-Titel nach Bologna
Der Titel MBA war der Abschluss eines postgradualen, wirtschaftlichen Abschlusses. Er war auch vor dem Bologna-Prozess international anerkannt, während die akademischen Grade Diplomingenieur und Magister oft nicht eingestuft werden konnten. Nach Bologna kam die Einheitlichkeit. Bei undergraduate Studien bildet der Bachelor den Abschluss, bei graduate Studien der Master, je nach Studienrichtung
- Master of Science – MSc
- Master of Law – LLM
- Master of Arts – MA
Das Doktorat kann angeschlossen und der Doktortitel, PhD, erworben werden.
Postgradual besteht auch die Möglichkeit, das MBA-Studium zu absolvieren, das mit dem akademischen Grad Master of Business Administration, MBA, abschließt. Das MBA-Studium richtet sich vorwiegend an Menschen mit Berufserfahrung. Es stellt eine akademische Weiterbildung dar, bei der Wissen rund um die Unternehmenspraxis, um das Management, vermittelt wird. So ist es durchaus möglich, dass der bereits graduate erworbene Titel, etwa eines Masters of Science, durch den postgradual erworbenen Titel MBA ergänzt wird. Die Einheitlichkeit zeigt sich international jedoch nicht nur in den akademischen Graden, sondern auch im Aufbau des Studiums, wobei die Bemessung der Leistung und des Arbeitsaufwands durch das definierte und international anerkannte ECTS-Punktesystem erfolgt.
Durch die ECTS-Punkte ist garantiert, dass die gestellten Anforderungen und Leistungen, die bis zur Verleihung des Titels erbracht werden müssen, an allen europäischen Hochschulen gleich sind. Nicht nur eine Vergleichbarkeit ist durch das Punktesystem gegeben, auch eine einheitliche Ausbildung ist gewährleistet, sodass der grenzüberschreitende Wechsel von Hochschule zu Hochschule und die Anrechnung von absolvierten Studienzeiten problemlos möglich geworden sind.
Warum ein MBA-Studium?
Das MBA-Studium stellt eine besondere Herausforderung dar, besonders wenn es neben der beruflichen Tätigkeit absolviert wird. Es stellt sich deshalb die Frage, warum sich eine immer größer werdende Zahl von Berufstätigen für ein MBA-Studium entscheiden. Die Frage wurde im Rahmen einer Studie von Stanton Chase International 400 MBA-Absolventen gestellt.
- Für 75,8 Prozent der Befragten brachte das Studium deutlich höhere Chancen und Möglichkeiten am Arbeitsmarkt. Für sie zeigte sich das Studium als Karrieresprungbrett.
- Für 54,5 Prozent der befragten Absolventen wirkte sich die Ausbildung auch positiv auf das Gehalt aus.
- 100 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass ihre Erwartungen an das Ausbildungsziel zur Gänze erfüllt worden sind.
- Für 97,5 Prozent war die generelle Horizonterweiterung sehr wichtig beziehungsweise wichtig.
Mit E-Learning zum MBA-Titel
Eine andere Umfrage, die größte bisher, QS TopMBA.com, basiert auf etwa 4.500 beantworteten Fragebögen, wobei auch die Motive ermittelt wurden. Berufliche Ziele, Erwartungen und Gehaltsvorstellungen, aber auch Studienform und Studiendauer wurden hinterfragt.
Betreffend die Studienform zeigte sich ein deutlicher Trend zu Executive MBA und E-Learning, dennoch bevorzugten 55 Prozent die Fulltime-Variante.
45 Prozent sprach sich für eine Studiendauer von 12 bis 18 Monaten aus, 41 Prozent für 19 bis 24 Monate.
Das Durchschnittsalter der Bewerber lag bei 28,3 Jahren, höher als in den Vorjahren. Auch die Berufserfahrung der Bewerber unterlag einer Steigerung gegenüber den Ergebnissen aus den vergangenen Jahren.
Die MBA-Studierenden kommen vorwiegend aus den Branchen Finance, Handel, Beratung, Telekommunikation und Technik. Die Motive für ein Studium waren in erster Linie verbesserte Karrierechancen, das Erwerben neuer Fähigkeiten und Kenntnisse, Gehaltssprünge, mögliche Führungspositionen und der Aufbau eines professionellen Netzwerks. Je einer von drei Befragten gab an, später selbständig werden zu wollen, überwiegend jedoch Männer.
Mehr Gehalt durch einen MBA-Abschluss
Die Gehaltsvorstellungen zeigten sich unterschiedlich. Von einem momentanen Durchschnittsgehalt von 40.800 US Dollar im Jahr ausgehend, erwarteten sich die männlichen Befragten nach dem MBA-Abschluss ein Jahresgehalt von rund 151.000 US Dollar, also mehr als Dreifache. Die Erwartungen der weiblichen Befragten lagen bei 127.000 US Dollar, ausgehend von einem aktuellen Jahresdurchschnittsgehalt von 37.100 US Dollar. Die Motive zeigten sich in allen bisher durchgeführten Umfragen und Studien ähnlich, ebenso die Erwartungen.
In erster Linie sind es die verbesserten Möglichkeiten und Chancen im weiteren Berufsleben, warum sich Menschen für ein MBA-Studium entscheiden und sich den Herausforderungen einer Doppelbelastung stellen. Und wie aus den Antworten ersichtlich ist, werden die Erwartungen auch erfüllt. Der Master of Business Administration scheint der Schlüssel für die Tür zur beruflichen Karriere zu sein.